Mikrobiologische Diagnostik

Direkt zum Inhalt | Direkt zur Navigation

Benutzerspezifische Werkzeuge

Sektionen
Blutkulturen
Sie sind hier: Startseite / Mikrobiologische Diagnostik / Spezielle Hinweise / Blutkulturen

Blutkulturen

Unter einer Blutkultur versteht man die mikrobiologisch-kulturelle Untersuchung eines durch Gefäßpunktion gewonnenen und in Kulturflaschen verimpften Blutvolumens. Eine Blutkultur - oft auch als Blutkulturpärchen oder Blutkulturset bezeichnet - umfasst beim Erwachsenen die aerobe und die anaerobe Blutkulturflasche.

Entnahme und Beimpfung der Kulturflaschen

Die Entnahme sollte im Fieberanstieg oder möglichst früh nach Auftreten von Fieber und/oder Schüttelfrost erfolgen. Es ist nicht sinnvoll, die Abnahme von Blutkulturen von einer bestimmten Fieberhöhe abhängig zu machen. Prinzipiell sollen Blutkulturen vor Beginn der antimikrobiellen Therapie abgenommen werden; bei bereits laufender Therapie am Ende des Dosierungsintervalls. Die Entnahme weiterer Blutkulturen unter laufender antibiotischer Therapie ist unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll und geboten, z. B. bei Staphylococcus aureus-Bakteriämie oder bei Candidämie, unabhängig vom klinischen Ansprechen auf die Antibiotikatherapie.
Die Entnahme erfolgt beim Erwachsenen in der Regel durch Punktion einer peripheren Vene (meist Vena cubitalis), bei Neugeborenen auch aus Kopfschwarten- oder Handrückenvenen. Die Entnahme von arteriellem Blut bringt auch bei Endocarditis und Fungämie keine Vorteile. Bei Blutentnahme über einen liegenden intravaskulären Katheter oder ein Portsystem ist mit einer höheren Kontaminationsrate zu rechnen, deshalb sollte sie nur ausnahmsweise vorgenommen werden, z. B. bei Verdacht auf eine Katheter-assoziierte Infektion. In diesem Fall sollte parallel peripher und zentral Blut entnommen werden. Diese Entnahmeart sollte zusammen mit dem Datum und der Uhrzeit der Entnahme auf dem Anforderungsschein vermerkt sein.

Hände- und Hautdesinfektion

Mikrobielle Kontaminationen erschweren die Beurteilung der Befunde und können zu fehlerhafter Therapie führen. Deshalb ist zunächst eine sorgfältige hygienische Händedesinfektion vorzugsweise mit einem Wirkstoff auf Alkoholbasis durchzuführen. Unzureichende Hautdesinfektion ist die häufigste Ursache einer Kontamination von Blutkulturen: Die Punktionsstelle wird auf einer ausreichend großen Fläche (ca. 5 x 5 cm, bei Kindern entsprechend geringer) mit einem Hautdesinfektionsmittel, z.B. mit 70%igem Isopropanol, gereinigt. Anschließend erfolgt die eigentliche Desinfektion, die in Deutschland in der Regel erneut mit einem gelisteten alkoholischen Hautdesinfektionsmittel durchgeführt wird. Bei Neugeborenen sollte hierfür eine Kombination aus Chlorhexidin mit einem alkholischen Hautdesinfektionsmittel verwendet werden. Die entsprechenden Einwirkzeiten sind entsprechend den Herstellerangaben einzuhalten. Es werden bei 70%igem Isopropanol 60 Sekunden bis zur vollständigen Trocknung des Alkohols empfohlen. Dann erfolgt die Gefäßpunktion.

Blutvolumen und Beimpfung der Kulturflasche

Aktuellen Empfehlungen entsprechend sollten beim erwachsenen Patienten pro Punktion in der Regel insgesamt 20 ml Blut entnommen und gleichmäßig (je 10 ml) auf eine aerobe und eine anaerobe Blutkulturflasche verteilt werden.
Auf Grund der oft höheren Bakteriendichte bei Kindern mit Bakteriämie (z.T. > 100 KBE / ml Blut) wird in der Regel ein kleineres Blutkulturvolumen von 1-5 ml als ausreichend angesehen. Bei Früh- und Neugeborenen sind mindestens 0,5 ml Blut, besser 1-2 ml erforderlich. In der Regel werden bei Kindern spezielle Blutkulturflaschen ("PEDS-Flasche") eingesetzt. Diese Flaschen sind optimalerweise mit 1-3 ml Blut zu beimpfen. Für Kinder stehen keine speziellen Blutkulturflaschen für die Anaerobierdiagnostik bei Benutzung der automatischen Blutkultur-Detektionssysteme zur Verfügung.
Bei Kindern über 6 Jahren und einem Gewicht > 20 kg, bei denen ein größeres Blutvolumen abgenommen werden kann, sollten die für Erwachsene üblichen Blutkulturflaschensets verwendet und mit je 5 ml Blut beimpft werden.
Vor der Beimpfung der Kulturflasche muss der Deckel entfernt und der Gummistopfen desinfiziert werden. Die Blutkulturflaschen sollen bei der Beimpfung Raumtemperatur haben.

Anzahl der Blutkulturen

Patienten

Verdachtsdiagnose/ Klinische Symptomatik

Anzahl der BK

Erwachsene

Akute Endokarditis

2-3 vor Beginn der antibiotischen Therapie

 

Fieber unklarer Genese und Neutropenie

2-3 vor Beginn der antibiotischen Therapie

 

Schwere Sepsis/ septischer Schock

2-3 vor Beginn der antibiotischen Therapie

 

Subakute Endokarditis

2-4 in 24 h

 

Osteomyelitis

2-4 in 24 h

 

Spondylodiszitis

2-4 in 24 h

 

Fieber unklarer Genese ohne Neutropenie

2-4 in 24 h

Klein-/ Schulkinder
(>20 kg KG)

Ambulant erworbene Infektion

1

 

Endokarditis

2

 

Osteomyelitis

2

 

Immunkompromittierende Grunderkrankung

2

 

Nosokomiale Infektion/ Katheterinfektion

2

Früh-/ Neugeborene/
Säuglinge

 

1-2 PEDS Flaschen


Bebrütungsdauer von Blutkulturen

Je nach Verdachtsdiagnose werden die Blutkulturflaschen verschieden lang bebrütet:

Klinischer Verdacht

Bebrütungsdauer

Übliche Bebrütungsdauer

5-7 d

HIV

14 d

Neutropenie

5-7 d

Pilzinfektion

14 d

Endokarditis

14 d

Brucellose

21 d

 

Spezielle Herstellerhinweise

Blutkulturflaschen werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Bei dem im IMMIH derzeit verwendeten Bactec-System der Fa. Becton Dickinson ist mit den Flaschen folgendermaßen zu verfahren:

  • die Flaschen sollten bei der Beimpfung Raumtemperatur haben
  • die aerobe Flasche wird nicht belüftet
  • nach Beimpfung der Kulturflaschen müssen diese bei Raumtemperatur (nicht im Kühl- oder Brutschrank) verbleiben
  • für schnellen Transport auch am Wochenende sorgen